Von Robert Wilhelm. Originalartikel: www.suewpress.de
BZA. Die Druckerei Becker in BZA. Es ist ein kleiner, aber feiner Familienbetrieb mit Tradition. 5 Angestellte finden hier Lohn und Brot. Drucker, Schriftsetzer, Mediengestalter. Gegründet 1912. In der Altstadt des mittelalterlichen Kurstädtchen liegend, nennt Chef Andreas Becker noch Maschinen in seiner Produktionsstätte in der Marktstraße sein eigen, die über 50 Jahre alt sind. Voll funktionsfähig. Tadellos. Viele sagen der Branche „Print/Papier“ das nahe Ende voraus. Andreas Becker sieht den Druck hingegen schwächeln, nicht schwinden. Schon gar nicht den Nischenmarkt, in dem er sich bewegt. Mit Fachbroschüren, Visitenkarten und stark in Weinetiketten. Sonst würde er nicht immer wieder in die neueste Technik investieren. So wie unlängst. Die Maschine steht für einen Quantensprung in der Drucktechnik. Zauberwort. CTP – Computer to plate.
Das Morgen ist hier schon heute.
Es ist der Stand der Drucktechnik des bereits begonnenen Morgen. Die Augen des Mannes mit trockenem Humor leuchten kurz im Gespräch. Er ist angetan von seiner Anschaffung. Und denkt dabei nicht nur daran, was die jüngste 70.000-Euro-Investition alles abdeckt. „Die Maschine kann verschiedene Druckverfahren. Offset-, Flexoplatte, Film- oder Hoch/Buchdruck“, berichtet der Druckermeister.
Keine Chemie mehr nötig.
Becker denkt hier auch an den Gesundheitsschutz der gesamten kleinen Belegschaft. Der mittelgroße, unscheinbar wirkende grau-schwarze Kasten im Durchgang zwischen Backoffice und Druckhalle kommt beim Belichten gänzlich ohne Chemie aus. Keine Chemie bei den Offset-Platten oder auch keine Entwickler-Flüssigkeit für Filme. Das heißt keine Masken und sonstige Schutzvorrichtungen mehr. Die sogenannten Flexoplatten, die salopp gesagt aus elastischem Kunststoff bestehen, auf denen die Maschine per Laser Motive, Bilder oder auch Texte aufbringt, werden mit ganz normalen Leitungswasser ausgewaschen. Fertig. Danach kommen die Flexoplatten wie einst die Aluplatten in die Druckmaschine. Und los geht's
Technik in Deutschland bisher einmalig. Vorzeigebetrieb.
Die Technik ist – zumindest im deutschsprachigen Raum so neu – dass die kleine, innovative Druckerei Becker in der tiefsten Provinz sogar in Zusammenarbeit mit der in Bielefeld beheimateten Firma Dortschy deren Vorzeigebetrieb ist. Das Unternehmen Dortschy ist gerade dabei, Maschinen dieses Technikstandards in Mitteleuropa im Markt zu platzieren. Gerade war eine Abordnung vom in Bocholt ansässigen Unternehmen Induplast zu Besuch in der Südpfalz, um sich zu informieren, wie das alles so funktioniert. Es wurde viel gefachsimpelt. Die Gäste waren beeindruckt.
Große Zeitersparnis in der Produktion.
Es ist nicht nur der Verzicht auf Chemie, führt Becker als großen Vorteil der neuen Laser-Technik an. Das Ganze geht zudem mit einer enormen Zeitersparnis bei den Arbeitsabläufen einher. Apropos Zeitersparnis. Das kann Becker nun wirklich gut einschätzen. Denn bis er und seine Mitarbeiter sich mit der neuen Maschine vertraut gemacht haben, und das hat gut ein Jahr gedauert, lief die Produktion parallel mit der alten, chemie-behafteten Technik weiter. Welten.
Am Anfang steht noch immer der kreative Mensch.
Dabei ist die Anschaffung, für die Andreas Becker rund 70.000 Euro investiert hat, lediglich ein Teil in der Produktionskette. Ausgangspunkt von allen Druckerzeugnissen ist seine Mitarbeiterin Claudia Westermann. Sie ist das kreative Moment. Sie sitzt am Computer und entwirft mittels spezieller Software die Druckvorlage (Foto, Logo oder Schrift). Macht. Tut. Und schiebt auf dem Bildschirm die Elemente hin und her. Passt alles, wird die Vorlage an die neue CTP-Anlage gesendet, die die Druckplatten lasert. Ein Vorgang, der nur wenige Minuten dauert. Und doch ein technischer Zeitensprung ist.
Druckerei Becker.
Marktstraße 67.
Bad Bergzabern.
06343 7578